Chancen und Risiken der Langeweile
Gelegenheit zur Neuorientierung
Wer gerade nichts zu tun hat oder sich mit einer Aufgabe konfrontiert sieht, die ihn nicht genügend beansprucht, erlebt schnell Langeweile. Diese kann als etwas Quälendes wahrgenommen werden, als innerer Vorwurf á la „Müsste ich nicht endlich mal ...?“. Dabei bieten solche Phasen eine gute Gelegenheit,
Langeweile und Muße
In diesem positiven Verständnis war die Langeweile in der Antike als „otium“ bekannt, was wir heute meist mit „Muße“ übersetzen. Sie war das Ziel der Arbeit. Als erfolgreich galt ein Mensch, wenn er es sich leisten konnte, nicht mehr seinen gesamten Tag mit Erwerbsarbeit auszufüllen, sondern einen mehr oder weniger großen Teil der Zeit nach seinen eigenen Wünschen frei zu gestalten.
Die Muße galt so als notwendige Bedingung für Dichter, Künstler und Philosophen, aber auch für alle, die an deren Produkten teilhaben oder sich aktiv an Staat und Gesellschaft beteiligen wollten. Kurzum: Muße war nötig, damit eine Gesellschaft mehr werden konnte als bloß eine wand- und dachlose Fabrik oder eine Zweckgemeinschaft für den Tauschhandel.
Gefährliche Langeweile
So positiv sich Langeweile auswirken kann, wenn sie inmitten eines geschäftigen Lebens Raum zum Durchatmen und Nachdenken bietet oder als Muße die Freiheit zur Selbstentfaltung eröffnet, so zersetzend kann sie umgekehrt sein, wenn sie zum ausweglosen Dauerzustand wird. Lebt ein Mensch in beständiger Langeweile, erlebt er nicht mehr, wozu er fähig sein kann. Das Gefühl seiner eigenen Fähigkeiten und der Anerkennung, die er dafür von anderen erhalten kann, verschwinden und mit ihnen verliert er
Gewinn aus der Langeweile ziehen
Wie alles auf der Welt hat auch die Langeweile mindestens zwei Seiten. Wer sie erlebt, muss sie nicht sofort abzustellen versuchen. Es ist nicht schlimm, eine Weile untätig zu sein, vielmehr ist es sogar sehr hilfreich, dann und wann eine Phase zu durchleben, die einem die Gelegenheit bietet, seinen Weg und seine Wünsche einmal gründlich zu überdenken. Es ist nicht falsch, sich dann und wann der Langeweile hinzugeben. Wichtig ist jedoch, sich dabei gründlich zu beobachten und rechtzeitig zu erkennen, wann dieser Zustand noch erholsam ist und wann er quälend zu werden beginnt.
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