Africanis, Boerboel & Co.: Die Geschichte der Hunde Afrikas
Africanis – ein Name für viele Hunde
Der Africanis gilt als Nationalhund Afrikas und ist auch unter dem Namen African Dog, Bantu Dog, Zulu Dog oder Khoikhoi Dog bekannt, was auf seine Verbreitung innerhalb dieser afrikanischen Kulturen verweist. Es handelt sich um keine Rasse im Sinne der FCI, sondern um einen Sammelbegriff für eine Vielzahl traditionell auf dem schwarzen Kontinent beheimateter Hunde mit ähnlicher Erscheinung: spitze Nase, langgezogenes Gesicht, dreieckige Ohren.Der Ursprung des Africanis liegt aller Wahrscheinlichkeit nach im alten Ägypten zur Zeit der Pharaonen, von wo aus er sich in alle Himmelrichtungen ausgebreitet hat. Vorwiegend als Hüte- und Wachhund eingesetzt, eignen sich einige Africanis auch als Jagdbegleiter. Die vielen frei streuenden Hunde werden heute nicht selten von den Menschen verjagt und genießen kein hohes Ansehen. Tierschützer beklagen immer wieder, dass diese Tiere verjagt und geschlagen werden, sei es aus Unwissen, Frust oder Aberglauben.
Afrikanischer Wildhund – ein bunter Hund
Der Afrikanische Wildhund wird aufgrund seiner Optik auch als "Hyänenhund" bezeichnet und ist der größte freilebende, nicht-domestizierte Hund Afrikas. Er lebt vorwiegend in der Savanne, seltener auch an Gebirgsausläufen und Wüstenrändern. Seine Art wird heute als bedroht eingeschätzt, Populationen finden sich vorwiegend in den Reservaten von Botswana, Kenia, Sambia, Simbabwe, Südafrika und Tansania.In großen Rudeln lebend, macht der Afrikanische Wildhund Jagd auf Antilopen, Gazellen aber auch Nagetiere und andere Beutetiere und verteilt diese zuerst an junge und kranke Mitglieder seines Rudels. Er gilt als äußerst schnell und kann Geschwindigkeiten von über 50 km/h erreichen. Das Wort pictus in seinem wissenschaftlichen Name Lycaon pictus bedeutet aus dem Lateinischen übersetzt "buntbemalt", eine Anspielung auf sein farbenfrohes Fell.
Aïdi – der Atlas-Berghund
Der von der FCI als eigene Rasse anerkannte Aïdi lebt schon seit Jahrtausenden in den Gebirgsketten und Hügellandschaften Nordwestafrikas. Aufgrund seiner Herkunft wird er auch häufig als Atlas-Berghund, seltener als Atlas-Schäferhund bezeichnet. Seinen Ursprung hat er im marokkanischen Teil des Atlasgebirges. Obwohl er schon früh von den dort ansässigen Nomaden- und Hirtenstämmen gehalten wurde, hat er laut dem Rasselexikon des Verbandes für das Deutsche Hundewesen "nie eine Herde gehütet im Sinne des europäischen Hütehundes." Seine Aufgabe: Schutz des Besitzes vor Räubern und der Nutztiere vor Raubtierangriffen. Nicht selten muss der rustikale und muskulöse Aïdi sein Revier gegen Schakale verteidigen. Er trägt ein buschiges, meist braunes Fell, ist lebhaft, mutig und hat einen ausgeprägten Beschützerinstinkt.Basenji – im Regenwald zuhause
Der mit "kleines und wildes Ding aus dem Urwald" zu übersetzende und auch als Kongo-Terrier bezeichnete Hund stammt vermutlich vom ägyptischen Tesem ab, dem er optisch auffällig gleicht. 1870 wurde er von den Briten auf dem Gebiet der heutigen Zentralafrikanischen Republik entdeckt, wo er noch heute mit einheimischen Stämmen im Regenwald lebt und mit ihnen gemeinsam auf Jagd geht.Die britische Hundezüchterin Olivia Burn überführte 1930 Basenjis nach England und begann die systematische Zucht der heute von der FCI anerkannten Rasse. Der Basenji bellt äußerst selten, er teilt sich vornehmlich mit glucksenden und jodelnden Lauten seinem Umfeld mit. Sein scheues Wesen sorgt für Zurückhaltung gegenüber Fremden.
Azawakh – Freund der Tuareg
Der Azawakh gilt ursprünglich als Hund der zu den Berbern zählenden Tuareg, die als Nomadenvolk auf den heutigen Staatsgebieten von Algerien, Burkina Faso, Lybien, Mali und Niger umherziehen. Der elegante Windhund lebt noch heute in enger Symbiose mit den Tuareg, die ihn in ihrem Zelt übernachten lassen und zählt damit zur Familie, so wie es in Europa bei Hunden üblich ist.Er bewacht nicht nur Halter und Nutztiere, sondern gilt auch als exzellenter und eigenständiger Jäger, der seine Beute (bevorzugt Antilopen, Gazellen, Hasen und Wildschweine) auf Sicht jagt und so zur Versorgung der Nomaden beiträgt. Der schnelle, bewegliche und geschickte Azawakh verfügt über eine große Ausdauer und ist trotz seiner feinen Glieder äußerst robust. Der FCI erkennt ihn als eigene Rasse an.
Boerboel – Kraftprotz aus Südafrika
Der körperlich mächtige Boerboel kommt ursprünglich aus Südafrika und geht auf die Zeit der holländischen Kolonialherrschaft am Kap zurück. Die europäischen Siedler brachten nur ihre stärksten Schutz- und Wachhunde mit und nutzten die Tiere vor allem zum Bewachen großer Farmen und Ländereien. Sein heutiges Aussehen erhielt der Masstif-Typ durch züchterische Selektion.Bis heute wird der Boerboel nicht von der FCI als Rasse anerkannt, von der südafrikanischen Kennel Union of South Africa dagegen schon. Er kombiniert einen stabilen und ruhigen Charakter mit starker Wachsamkeit. Wegen seines ausgeprägten Beschützerinstinkts eignet er sich nur bedingt als Begleithund für das Leben in einer Stadt, in manchen Ländern darf er gar nicht geführt werden.
Rhodesian Ridgeback – der Löwenbändiger
Der Rhodesian Ridgeback ist die einzige vom FCI anerkannte Rasse aus dem südlichen Afrika. Wie der Boerboel geht auch der Rhodesian Ridgeback auf die Zeit der Kapkolonie unter niederländischer Herrschaft zurück, wo sich seine Vorfahren mit den Hunden anderer Pioniere und mit den sogenannten "Hottentottenhunden" vermischten. Der abwertend gebrauchte und damit rassistische Begriff der „Hottentotten“ bezeichnet in jener Zeit die Völkerfamilie der Koikoin, die schon seit Jahrhunderten Hunde mit einem auffälligen Rückenstreifen (engl. Ridgeback) hielten.Ursprünglich wurde der Hund zur Großwildjagd eingesetzt. Da er auch Löwen aufspüren und in Schach halten kann, wird er auch African Lion Dog genannt. Obwohl ihn die Großwildjagd berühmt gemacht hat, ist er in Deutschland nicht als Jagdgebrauchshunderasse anerkannt.
Coton de Tuléar – Bauwollweicher Schoßhund
Der Coton de Tuléar geht wohl auf die Zeit der französischen Kolonialisierung Madagaskars zurück, sein Name bedeutet übersetzt "Baumwolle aus Tuléar", eine Anspielung auf sein geschmeidiges, weißes Fell und seine Herkunft. Vor allem in Tuléar wurde er von der gut betuchten Oberschicht als Schoßhund gehalten, einfachen Bürgern war seine Haltung lange Zeit untersagt.Seine genetischen Vorfahren wurden vermutlich von Seefahrern oder den Soldaten der französischen Armee aus Europa mit auf die größte Insel Afrikas gebracht, wo er systematisch zu einer eigenen Rasse gezüchtet wurde. Der Gesellschaftshund gilt als anhänglicher, fröhlicher und ausgeglichener Zeitgenosse und wird von der FCI als eigenständige Rasse anerkannt.
Sloughi – der Stolz der Beduinen
Die Windhundrasse Sloughi kommt ursprünglich aus dem Gebiet der heutigen Maghreb-Staaten Algerien, Marokko, Tunesien und Westsahara und wird schon zur Zeit der mesopotamischen Kultur urkundlich erwähnt. Der Sloughi ist von seiner Tradition her der Jagdgefährte des Beduinen und neben Reitpferd und Dromedar sein wertvollster Besitz.Der Windhund hat sich an das karge und entbehrungsreiche Leben in der Wüste angepasst und gilt als ausdauernd und zäh. Vermutlich wurden seine Vorfahren von den arabischen Einwanderern nach Marokko mitgebracht, wo die Beduinen ihn auch heute noch als treuen und edlen Gefährten verehren.
Armant – der Verschwundene
Der Armant gilt ursprünglich als ein Treiber- und Herdenhund, wird als eigene Rasse jedoch nicht von der FCI anerkannt und ist in unseren Breitengraden nicht sehr populär. Sein Name geht mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die ägyptische Stadt Armant zurück, wo auch sein Ursprung vermutet wird. Vermutlich ist er aus einer Mischung ägyptischer Haushunde mit dem europäischen Briard, den die französischen Besatzer unter Napoleon I. mit ins Land der Pharaonen brachten, hervorgegangen.Die Einflüsse europäischer Schäferhunde sind bei näherem Hinsehen nicht von der Hand zu weisen. Heute gilt der Armant als beinahe ausgestorben, seine systematische Zucht in Europa als weitestgehend gescheitert.
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